In meinen Kursen stelle ich öfters fest, wie unsinnige Pseudoregeln, die man anscheinend irgendwann in der Ausbildung mal mitbekommen hat, das Schreiben unnötig einschränken. Früher galt die Regel: Der erste Satz eines Briefes muss freundlich sein. Heute gilt: Kein Mensch hat Zeit für Höflichkeitsfloskeln. Niemand will lesen, wie konstruktiv die Sitzung war, wie freundlich das Telefongespräch oder wie sehr man es schätzt, die Offerte zuzustellen. Also ohne zeitfressende Floskeln und Herumscharwenzeln zur Sache kommen – nach dem ersten Satz muss die Leserin, der Leser wissen, worum es geht. Und ausserdem: So wie man sich verabschiedet, bleibt man in Erinnerung. Aber bitte nicht mit diesem lahmen «Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung»! «Ich habe früher mal gelernt, dass man Sätze in Briefen nicht mit ‹Ich› anfangen soll. Ist das heute noch so?», werde ich oft gefragt. Das ist natürlich Nonsens. Wenn ich es mache, wie anders soll ich e
Jaja, man will freundlich sein und startet deshalb das E-Mail mit dem verhängnisvollen Satz: «Bezugnehmend auf unser soeben geführtes freundliches Telefongespräch sende ich Ihnen …» Dabei kann doch davon ausgegangen werden, dass der Empfänger, die Empfängerin selbst in der Lage ist, sich fünf Minuten zurückzuerinnern. Oder: «Danke für Ihr Interesse an unseren Produkten.» Hätte er oder sie eine Offerte verlangt, hätten sie kein Interesse? Also reine Zeitverschwendung. Starten Sie das Mail besser gleich mit der Hauptbotschaft, und ersparen Sie Ihren Kunden schleimige Einstiegsfloskeln. Solche erhalten sie von anderen Absendern noch oft genug. Das geht dann so (gleich nach der Anrede): «Für die Offerte haben wir zwei Varianten berechnet – ich bin gespannt auf Ihre Meinung!» Oder: «Bitte senden Sie uns ein Exemplar des Vertrags bis am 25. Februar 2024 zurück.» Bedanken können Sie sich am Schluss des Mails immer noch – oder dem Empfänger, der Empfängerin einen guten Wochenstart wünschen.