Sagt man in einem Text ja oder Ja? Klar ist es nicht, weil in einzelnen Konstellationen die grammatische Regel dazu fehlt. Das gilt auch für Nein oder nein. Sogar der Duden ist überfordert und kann keine klare Antwort geben: Es fehle die engere grammatische Umgebung dazu, um die Frage eindeutig zu beantworten. Klar ist es, wenn ein Artikel davorgestellt werden kann. Beispielsweise: Ich bin für ein klares Nein. Oder: Ich traue diesem Ja nicht. In anderen Sätzen hat man die freie Wahl, was die Gross- und Kleinschreibung angeht. Beispielsweise: Ich sage Ja/ja zu diesem Entscheid, aber Nein/nein zum Gegenvorschlag. Der Duden empfiehlt in solchen Fällen allerdings die Grossschreibung. Diesen Newsletter kann man abonnieren (monatlich).
In meinen Kursen stelle ich öfters fest, wie unsinnige Pseudoregeln, die man anscheinend irgendwann in der Ausbildung mal mitbekommen hat, das Schreiben unnötig einschränken. Früher galt die Regel: Der erste Satz eines Briefes muss freundlich sein. Heute gilt: Kein Mensch hat Zeit für Höflichkeitsfloskeln. Niemand will lesen, wie konstruktiv die Sitzung war, wie freundlich das Telefongespräch oder wie sehr man es schätzt, die Offerte zuzustellen. Also ohne zeitfressende Floskeln und Herumscharwenzeln zur Sache kommen – nach dem ersten Satz muss die Leserin, der Leser wissen, worum es geht. Und ausserdem: So wie man sich verabschiedet, bleibt man in Erinnerung. Aber bitte nicht mit diesem lahmen «Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung»! «Ich habe früher mal gelernt, dass man Sätze in Briefen nicht mit ‹Ich› anfangen soll. Ist das heute noch so?», werde ich oft gefragt. Das ist natürlich Nonsens. Wenn ich es mache, wie anders soll ich e